Boy 7 by Mirjam Mous

Boy 7 by Mirjam Mous

Autor:Mirjam Mous [Mous, Mirjam]
Die sprache: nld
Format: epub
ISBN: 9783401504216
Herausgeber: Unieboek
veröffentlicht: 2008-12-31T23:00:00+00:00


Teil 3

Neunzig Minuten

Mut ist die Flucht nach vorn.

(nach Erich Maria Remarque)

1

Mit angehaltenem Atem schaute ich auf der letzten Seite des Notizbuchs nach. In der Mitte der Seite befand sich ein mit Klebeband befestigter Gegenstand. Normalerweise kann man nur etwas Hauchdünnes wie ein Baumblatt in einem Buch verstecken, ohne dass es auffällt, aber ich war offensichtlich sehr kreativ gewesen und hatte in den letzten Seitenstapel Löcher geschnitten, genau in der Mitte, damit ein freier Raum entstand – eine Art Papierbett –, in das der Gegenstand genau hineinpasste.

Ich fummelte das Klebeband ab. Es war ein USB-Stick.

Der echte!

Ich hatte also tatsächlich damit gerechnet, dass CooperationX registrieren konnte, wenn ich gerade etwas versteckte. Darum hatte ich einen zweiten USB-Stick in das Schließfach gelegt – in der Hoffnung, die Weißkittel würden in ihrer Aufregung über den Fund nicht merken, dass auch noch ein Notizbuch an der Rückwand des Schließfachs lehnte.

Ha! Und Lara glaubte, sie hätte mich ausgetrickst, indem sie den Stick schnell austauschte. Ich kicherte leise, bis ich an Jones dachte. Wenn er dahinterkam, dass er einen wertlosen Stick bekommen hatte ...

Ich kauerte mich hin und spähte über die Fensterbank in den Garten. Zumindest versuchte ich es, aber das Balkongeländer war mir im Weg. Behutsam erhob ich mich. Der Garten war leer. Keine Spur mehr von Bobbie oder Lara und ... Jemand trat aus dem Schatten des Nussbaums wie ein Springteufel aus dem Karton und schaute zu meinem Fenster hoch.

JONES!

Ich tauchte ab und wagte nicht, noch einmal Ausschau zu halten. Hatte er mich gesehen?

Du Trottel, das ist doch völlig egal. Er braucht dich nicht zu sehen, um zu wissen, wo du bist.

Der Mikrochip. Ich hatte ihn für einen kurzen Moment vergessen.

Schnell klebte ich den Stick wieder an seinen Platz und schlug das Notizbuch zu. Ich schob es zwischen Hosenbund und Rücken. Hemd darüber.

Ich hörte, wie unten eine Tür geöffnet wurde und danach Schritte. Jones kam hoch! Suchte er Lara oder wollte er den Stick holen? Ich griff nach der Keramikschale und presste sie an mich.

Ein Bollern an der Tür. Ich zuckte zusammen.

»Seven, ich will mit dir reden.«

Ruhig bleiben. Er würde mir nichts antun. Noch nicht. Der USB-Stick war meine Lebensversicherung – auf jeden Fall, solange Jones nicht und ich sehr wohl wusste, wo das Ding war. Einziger Minuspunkt: Wenn das hier so weiterging, würde sich die Situation schnell ändern.

Die Klinke wurde hinuntergedrückt. Was war ich froh, dass ich die Tür zugesperrt hatte.

»Jetzt mach doch mal auf, Junge.« Jones’ Schleimstimme erinnerte mich an Froschlaich. »Ich weiß, dass du da bist.«

Ich schaute zum Balkon. Hinunterspringen war keine Option – ich würde mir beide Beine brechen – und andere Fluchtwege gab es nicht.

Ein Klicken. Die Klinke wurde losgelassen.

Jones wurde zu ungeduldig, um noch länger zu schleimen. »Mach auf!«

Den Stick im Zimmer verstecken? Das traute ich mich nicht. Wenn er ihn fand ...

»Ich will nur mit dir reden.«

Nein, es gab nur eine einzige Lösung – ich musste Jones ausschalten, damit er den Stick nicht mehr suchen konnte. Wenn das bloß so leicht wäre, wie es klang. Ich stellte mich



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